Kennen wir das nicht alle? Umherspringende Gedanken, die scheinbar ihre Freude daran haben, immer wieder aus dem Nichts aufzutauchen und uns in den Wahnsinn treiben. Mal chaotisch, mal laut, mal ohne sichtbaren Zusammenhang und wenn man Pech hat, nisten sie sich wie ein ungebetener Dauergast bei uns im Kopf ein.
Der englische Begriff Monkey Mind (Affengeist) ist ins Deutsche mit dem Wort Gedankenkarussell übersetzbar.
Beim Monkey Mind ist ein unruhiger, verwirrter, unkontrollierter und ruheloser Geist gemeint. Diese Wortschöpfung ist schon uralt und stammt aus dem buddhistischen Raum. Bildlich betrachtet kannst du dir den Monkey Mind wie einen Affen (oder mehrere Affen) in deinem Kopf vorstellen, der (ständig) von Baum zu Baum springt. Das verrückte kleine Äffchen hangelt sich von Gedankenast zu Gedankenast und gibt einfach keine Ruhe. Es eilt von einem Gedanken zum Nächsten. Menschen, die unter ständigem Stress und dauerhaften Sorgen oder Ängsten leiden, werden häufig vom Affengeist geplagt.
Eines Tages, ich kann dir nicht einmal mehr genau sagen, wann ich das erste Mal diesen Gedanken hatte, betrachtete ich mein Spiegelbild und mein Blick blieb bei meiner Nase hängen. Dann sagte mein Affengeist zu mir: „Oh nein! Meine Nase ist total dick und breit. War sie schon immer so? Wieso ist mir das nie früher aufgefallen?“. Ich war verunsichert und fühlte mich nicht mehr wohl. Am Abend betrachtete ich mir beim Zähneputzen wieder ganz genau meine Nase und empfand sie immer noch als zu dick und groß. Am nächsten Morgen dachte ich wieder an meine Nase und erinnerte mich, das sie ein Problem darstellte. Ich ging ins Badezimmer, sah meine Nase im Spiegel und dachte: „Deine Nase ist einfach nur hässlich und passt nicht ins Gesamtbild. Du hast eine Kartoffelnase.“ So ging es weiter und weiter. Der unschöne Gedanke über meine Nase tauchte immer wieder auf. Immer häufiger. Der Gedanke wurde immer lauter und immer hässlicher. Einige Jahre war dieser Gedanke so laut und präsent in meinem Kopf, dass er mich zunehmend belastete und mein Leben negativ beeinflusste. Es blieb aber nicht nur bei meiner Nase. Eines Tages fiel meinem Monkey Mind auch auf, dass meine Hände hässlich waren. Dann tauchte auch schon der nächste negative Gedanke auf. Mein Affengeist kam richtig in Fahrt und entdeckte immer mehr Schönheitsfehler an mir. Glücklicherweise schaue ich heute in den Spiegel und mein Affengeist sagt zu mir: „Hey, du bist schön! Genauso wie du bist!“ Ich bin froh, dass ich meine Nase nie hab verändern lassen. Es ist unfassbar, was für eine Macht die Gedanken haben. Wenn ich nun mein Spiegelbild betrachte, kann ich gar nicht verstehen, warum ich meine eigene Nase jahrelang so negativ wahrgenommen habe. So viel zu mir. 😉
Was passiert im Gehirn? Salopp gesagt: Nervenzellen, sogenannte Neurone tauschen sich aus und sprechen darüber, dass die Nase zu dick ist. Und so kommen immer mehr Nervenzellen in Verbindung und bilden eine Gruppe und diese Gruppe, die sich mit dem vermeintlichen Problem der hässlichen Nase auseinandersetzt wird immer größer und größer und der Monkey Mind wird immer unruhiger und lauter.
Wichtig ist, der Affengeist ist weder gut noch schlecht. Um ihren wild umherspringenden Monkey Mind ruhig zu stellen, setzen viele Menschen auf Ablenkung. Diese Ablenkung kann ganz unterschiedlich aussehen, wie zB durch das Berieseln des Fernsehers, Sport bis zur totalen Erschöpfung, Drogen oder oder oder. Oft fällt es Menschen mit einem lauten Affengeist nicht sonderlich leicht, einfach nichts zu tun, still dazusitzen und allein zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen, denn dann hat der unüberhörbare Affengeist oftmals leichtes Spiel und die Möglichkeit, noch lauter und präsenter sein Unwesen im Kopf zu treiben. Folglich fühlt man sich unwohl und kann die Ruhe gar nicht genießen.
Es geht nicht darum, den Monkey Mind im Keim zu ersticken oder krampfhaft loszuwerden, sondern viel mehr darum, sich mit ihm auseinanderzusetzen, ihn zu verstehen und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Betrachte ihn also nicht als deinen Feind oder deinen Boss, der dich kontrolliert, sondern als deinen Freund.
Yoga bzw. Übungen und Techniken aus den Bereichen Achtsamkeit und Meditation helfen dir dabei, den wilden Affen ruhiger werden zu lassen. Yoga lehrt Methoden in Form von Körper-, Atem- und Konzentrationsübungen, um den umherirrenden Geist zu beruhigen und zu fokussieren. Wir können den Affengeist aus seiner negativen Situation befreien. Das kann sehr gut mit Hilfe einer Meditationspraxis funktionieren. Wenn du also deinem Monkey Mind eine Aufgabe gibst, hat er etwas zu tun, ist beschäftigt und kann dir nicht mehr so schnell auf der Nase rumtanzen.
Verschiedene Meditationstechniken können also zur Aufgabe des Affengeistes werden und dann ganz langsam – bei regelmäßiger Praxis und ausreichend Geduld, denn so etwas braucht Zeit – wird unser Geist ruhiger und friedlicher. Nicht nur friedvoll, sondern auch geschmeidig und formbar. Auf diese Weise wird unser Monkey im Kopf freundlicher, weiser und gütig.
Der Affengeist kann dir am Ende sogar nützlich sein und sich schließlich in Weisheit, Liebe, Mitgefühl und Gewahrsein umwandeln.
Es geht nicht darum, deine Gedanken perfekt zu kontrollieren. Es ist vollkommen in Ordnung auch negative Gedanken zu haben. Nur solltest du dir bewusst machen, dass sie zu keinem lästigen Dauergast werden sollten und du ihnen keinen Raum zum Wachsen und gedeihen schenken solltest. Lass diese Gedanken aufkommen, betrachte sie, aber lass sie auch wieder an dir vorbeiziehen. Wichtig ist, dass du nicht an diesen negativen Gedanken festhältst und auf diese Weise negative Energie kreierst.
Wir sind, was wir denken.
Weisheit von Buddha
Alles, was wir sind,
entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt.
Kennst du die Weisheit der drei Affen? Sie hat nicht unmittelbar etwas mit dem Monkey Mind zu tun, kann aber wunderbar hier in die Thematik eingebettet werden, denn diese drei kleinen „Affenhaltungen“ können prima bei der Meditation oder einfachen Atemübungen angewandt werden und dein Monkey Mind und somit du profitieren davon.
Nichts Böses sehen, nichts Böses hören und nichts Böses sagen. Wer diesem Leitsatz folgt, wird nur Gutes erreichen.
Bestimmt sind dir die Affen als Emojis beim Schreiben von Nachrichten schon einmal aufgefallen. Das Symbol der drei Affen, die sich selbst mit den eigenen Händen jeweils Augen, Ohren und Mund verschließen, wird in unserer Zeit aber umgekehrterweise oft als Sinnbild für mangelnde Zivilcourage, das buchstäbliche Wegschauen, aufgefasst. Laut Yogalehren werden die Affen heutzutage als Symbol für den Schutz vor Angst und Sorgen – also vor dem Bösen – betrachtet. Manchmal gesellt sich noch eine vierte Figur hinzu, die die Arme vor dem Körper verschränkt und für die Maxime „nicht Böses tun“ steht.
Nutze die Kraft der drei (vier) Affen bei deiner eigenen Yogapraxis, um bei dir selbst anzukommen, Ruhe einkehren zu lassen und deinen Geist zu beruhigen.
Nimm eine für dich angenehme Sitzposition ein. Sitze aufrecht und entspanne Schultern und Nacken. Achte bei jeder einzelnen Übung darauf, dass du deine Gesichtszüge ganz weich werden lässt und deinen Kiefer entspannst. Reibe vor jeder kleinen „Affenübung“ deine Handflächen gegeneinander, bis sie angenehm warm sind.
„Nichts Böses sehen“
Entspannung für die Augen
Leg deine warmen Handflächen sanft auf deine geschlossenen Augen. Atme ruhig und gleichmäßig. Du kannst deinen Atem bewusst kreieren oder du lässt deinen Atem ganz natürlich fließen und nimmst die Rolle des Beobachters ein.
Diese einfache Übung ist eine Wohltat für deine Augen, gerade dann, wenn du sie überstrapaziert hast, indem du beispielsweise zu lange vor dem Bildschirm saßt. Diese Pose hilft aber auch gegen Kopfschmerzen und ganzheitlich zur Beruhigung. Wichtig ist, das der Fokus bei deiner Atmung und bei dir bleibt. Solltest du gedanklich immer wieder abdriften, ist das gar nicht schlimm, aber versuche deinem Monkey Mind die Aufgabe zu geben, sich auf deine Ein- und Ausatmung zu konzentrieren. Du wirst sehen, er wird ruhiger und das, bei mehr Praxis, immer häufiger und länger.
„Nichts Böses hören“
Entspannung für die Ohren
Leg deine angewärmten Handflächen auf deine Ohren. Die Finger zeigen nach oben und liegen seitlich am Kopf. Halte die Augen geschlossen. Auch bei dieser Übung, kreiere deine Atmung oder lass deinen Atem natürlich fließen.
Der zweite Affe eignet sich wunderbar bei störendem Lärm. Auf diese Weise bringst du den Lärm von außen zum Schweigen und fokussierst dich ganz auf dich und deinen Atem. Versuche zu entspannen und genieße die Stille um dich herum.
„Nichts Böses sagen“
Entspannung für den Kiefer
Lege deine angewärmten Hände übereinander auf deinen Mund. Achte darauf, dass dein Kiefer völlig locker und entspannt bleibt. Schließe wieder deine Augen, um ganz bei dir zu sein und dich nicht vom Außen ablenken zu lassen. Kreiere den Atem oder lass ihn selbstständig fließen.
Ertappst du dich immer mal wieder dabei, dass du vorschnell und unüberlegt Dinge aussprichst? Vielleicht sogar Worte wählst, die dein Gegenüber kränken oder verletzen? Diese kleine Übung kann dir eventuell dabei helfen, den Impuls in den Griff zu bekommen, vorschnell etwas zu sagen, ohne vorher nachzudenken.
„Nichts Böses tun“
Verschränkte Arme
In dieser Pose verschränkst du die Arme vor deinem Körper. Die Augen sind geschlossen. Bleibe entspannt und ruhig sitzen.
Diese Übung kann dir dabei helfen, in hitzigen und aufwühlenden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und gelassen bei dir zu bleiben.
Richte deinem Monkey Mind liebe Grüße von mir aus! 😉
Bis bald, deine Anna ♡
Liebe Anna,
das hast Du wunderbar erklärt,
jeder hat in seinem Leben so viel an sich auszusetzen, ich kenne das persönlich auch sehr gut. Bin aber mittlerweile mit mir sehr zufrieden und im Frieden.
Bis bald fühle Dich gedrückt.
Ulrike 😊🙋🏼
Liebe Ulrike,
ich hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut! Danke für deine liebe Reaktion. Es ist schön zu lesen, dass du mit dir im Frieden bist. Das ist nichts selbstverständliches und ich wünsche mir, dass jeder einzelne in seinem Leben an diesem Ort bei sich ankommt.
Fühl dich gedrückt,
Anna 🌺💛