Ayurvedische Ernährung – mein Erfahrungsbericht

Ende Februar habe ich für mich entschieden, dass ich mich wieder gesünder ernähren möchte. Zu oft habe ich meinen Körper lieblos mit Fertigprodukten beliefert. Zusätzlich habe ich täglich so viel industriellen Zucker in Form von Süßigkeiten zu mir genommen, wie schon lange nicht mehr.

Unser Körper ist unser Tempel und wir haben nur diesen einen. Warum also sich selbst mit ungesunder Nahrung vollstopfen, aus der sich der Körper keine wertvollen Nährstoffe, Mineralien und Vitamine ziehen kann? Warum seinen Körper nicht optimal versorgen, für die Gesundheit und das Wohlbefinden? Die Gründe für ein ungesundes Essverhalten können vielschichtig und komplex sein – beginnend von erzieherischer Essgewohnheit bis hin zur Ersatzbefriedigung seelischer Bedürfnisse. Aber um die Ursachen und Gründe soll es hier nicht gehen.

Anfang Herbst letzten Jahres habe ich an einem ayurvedisch veganen Kochkurs teilgenommen. Das Thema Ayurveda hat mich als Yogalehrerin schon lange interessiert, aber bis dato hatte ich keine Berührungspunkte oder Erfahrungen mit Ayurveda gemacht. Und da dachte ich mir, lieber jetzt als nie. Der Kochkurs gefiel mir sehr gut, aber bevor ich diese Ernährungsweise selbst in meinen Alltag einbauen würde, musste anscheinend noch ein Weilchen vergehen. 😉

Ehe ich von meinen Erfahrungen mit der ayurvedischen Ernährung berichte, möchte ich auf die Frage „Was ist Ayurveda?“ kurz und knapp eingehen.

Ayurveda ist über 3000 Jahre alt und hat seinen Ursprung in Indien. Es ist eine der ältesten Heilkünste und wird nicht selten als Mutter der Naturheilkunde betrachtet. Ayurveda bedeutet aus der Sprache Sanskrit übersetzt das „Wissen vom Leben“. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Ernährung, aber insgesamt geht es um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Demzufolge wird der Mensch ganzheitlich betrachtet. Ayurveda hat zum Ziel, die Erhaltung der Gesundheit und die Heilung von Krankheiten.

In dieser Heilkunst trifft man immer wieder auf die drei Begriffe Vata, Pitta und Kapha. Dies sind sogenannte Doshas. Doshas sind Bioenergien (Lebensenergien). Sie setzen sich aus den 5 Elementen Wind, Raum/Äther, Feuer, Wasser und Erde zusammen. Die Doshas offenbaren sich auf feinstofflicher Ebene in allem, was auf der Erde existiert. Jeder Mensch verfügt von Geburt an über eine individuelle Kombination der 3 Doshas, jedoch sind sie bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt. Jedes Dosha bringt verschiedene Eigenschaften mit sich und ist für unterschiedliche Körperfunktionen verantwortlich. Menschen mit viel Vata beispielsweise sind von Natur aus eher schlank, Kapha-Typen haben von Natur aus eher einen kräftigeren Körperbau und diejenigen, die viel Pitta in sich tragen, verfügen über einen sehr starken Stoffwechsel.

Bei der Beschreibung meines Dosha-Typs habe ich mich in vielen Punkten bezüglich Körper- und Verdauungseigenschaften wiedergefunden. Laut meiner Konstitution vertrage ich zB nicht so gut scharfes Essen. Oh jaaa! Trifft vollkommen auf mich zu! Scharfes Essen und ich sind keine Freunde! 😀

Um seinen eigenen Konstitutionstyp herauszufinden, ist es am sinnvollsten, zu einem erfahrenen Ayurveda-Arzt zu gehen. Einen Überblick kann man sich aber bereits mit einem Konstitutionstest online verschaffen.

Das Wissen über seinen eigenen Konstitutionstyp verrät einem, was gut und was eher schlecht für einen selbst ist hinsichtlich der eigenen Lebensgestaltung und Nahrungsaufnahme. Im Laufe des Lebens kann sich die individuelle Dosha-Kombination durch einen Lebensstil, der den eigenen wirklichen Bedürfnissen widerspricht bzw abweicht, verändern. Befinden wir uns nicht in unserem natürlichen Gleichgewicht, können wir nicht unser gesamtes Potential entfalten und ausschöpfen. Der Körper wird anfälliger für Störungen und Krankheiten.

Der Jetzt-Zustand weicht häufig von unserer natürlichen Grundkonstitution ab und wird als Störung bezeichnet. Ziel ist es, zurück zu seiner angeborenen Konstitution zu finden, um ein gesundes und glückliches Leben führen zu können.

Anna mit frischem Obst und Gemüse

Wie ist es mir nun also mit meinem vegan-ayurvedischen Ernährungsversuch ergangen? Da ich wie bereits erwähnt in letzter Zeit zu ungesunden Fertigprodukten gegriffen habe, war die Umstellung/Veränderung für mich und meinen Körper groß. Weg von Tiefkühlpizza und Co, hin zu frischen, unverarbeiteten, nährstoffreichen Lebensmitteln.

Hand aufs Herz, ich habe nie viel Zeit in der Küche verbracht. Mein Ding war es bisher eher, mich bekochen zu lassen oder schnell ein Fertiggericht in den Ofen zu schieben, die auf der Verpackung angegebene Zubereitungszeit abzuwarten und voilà! Guten Appetit! 😀

Meine Entscheidung, mich ayurvedisch zu ernähren, bedeutete für mich zunächst einmal, mich auf die Zeit vorzubereiten. Klar, ich hätte step by step gesunde Gerichte in meinen Alltag einbauen können, aber bei mir ist die Methode ganz oder gar nicht oft die bessere Variante.

Mit Hilfe eines ayurvedischen Kochbuches habe ich mir Gerichte rausgesucht, die ich in der ersten Woche ausprobieren wollte und auf diese Weise eine Einkaufsliste erstellt. Mir wurde schnell klar, dass ich nicht mal die Basics zuhause hatte und somit mein erster Ayurveda-Einkauf einem Großeinkauf gleichen würde. Da ich mich also zunächst einmal Grundausstatten musste bezüglich Gewürzen, Ölen usw. und ich alle Produkte in Bioqualität eingekauft habe, war mein Portemonnaie nach dem Einkauf deutlich leichter. 😉 Um ehrlich zu sein, musste in an der Kasse im Supermarkt beim Hören des Gesamtpreises schwer schlucken und habe mit großen Augen den zu bezahlenden Betrag laut fragend Richtung Kassierer wiederholt. Haha! Man hätte meine Reaktion filmen müssen! Aber Qualität hat nun mal seinen Preis. Wir geben für alles mögliche Geld aus, oft spontan und unnötig. Geld für gesunde Nahrung auszugeben, halte ich für eine sehr sinnvolle Investition.

Die Zubereitung meiner Mahlzeiten hat in den ersten Tagen sehr viel Zeit gekostet, da irgendwie alles – angefangen von fremden Zutaten bis hin zu neuen Rezepten – Neuland für mich war. Alles sehr aufregend, spannend und es hat definitiv Spaß gemacht! Nach und nach habe ich natürlich immer mehr Routine in meine Koch- und Backszenarien einbauen können, somit benötigte ich nicht mehr so viel Zeit bei der Zubereitung und ich hatte langsam ein Gespür für meinen ganz persönlichen individuellen ayurvedisch veganen Speiseplan.

Im Ayurveda wird empfohlen, Milchprodukte, Eier, Fisch und Fleisch zu meiden, da sie als sehr schwer verdaulich gelten. Ab und an wird Fleisch aufgrund seiner angeblich kräftigenden Wirkung gezielt eingesetzt. Da ich aber grundsätzlich kein Fleisch esse, kam das für mich so oder so nicht in Frage.

Nach den ersten Tagen der Einfindung fühlte sich bereits alles vertrauter an.

Die Auseinandersetzung, Beschäftigung und praktische Durchführung der ayurvedischen Ernährungsweise haben mir gezeigt, dass es gar nicht so kompliziert ist, wie es anfangs den Anschein machte.

Frisches Obst und Gemüse

Wichtig ist eine frische, naturbelassene und abwechslungsreiche Ernährung. Beim Ayurveda spielt die Verdauung eine immens große Rolle, daher sollten die Speisen leicht verdaulich und bekömmlich sein.

Ich habe vom ersten Tag an auch bewusst auf industriellen Zucker verzichtet. Es ist verrückt, in wie vielen Produkten dieser blöde Zucker steckt!! Brot, Senf, Rotkohl aus dem Glas,… Und man fragt sich nur: Warum?!

Die erste Woche ohne Zucker war für mich einfach nur die reinste Hölle! Haha! OMG! Ich hatte schlechte Laune, war total schlapp und niedergeschlagen. Eine Stimme in meinem Kopf schrie ständig: „Ich will Zucker! Gib mir Süßes!“ Immer wiederkehrende Heißhungerattacken überkamen mich und ich dachte mir, das schaffst du niemals! Daher wurde mir relativ schnell bewusst, dass ich unbedingt Süßigkeiten-Alternativen benötigte, die nur mit natürlichen Zutaten gemacht werden, wie zB Datteln und Ahornsirup. Ich glaub, das war meine persönliche Rettung, um nicht direkt wieder einzuknicken. 😉

Ab der 2. Woche gings dann rapide bergauf. Ich hatte wieder mehr Energie, Antrieb und Motivation. Ich fühlte mich viel ausgeglichener und fitter als zu meinen vergangenen Zuckerzeiten und verlor an Gewicht. Wahnsinn, was Zucker mit einem anstellt!

Falls du dich fragst, wie so ein ayurvedischer Speiseplan in der Praxis aussehen könnte, hier ein kleiner Einblick in mein Ernährungs-Tagebuch.

Ein ayurvedisch veganer Tag sah bei mir zum Beispiel so aus:

Morgens ein warmer Porridge aus Hirsebrei. Als Topping Kokosflocken und eine klein geschnittene Banane.

Mittags gab es dann Apfelchutney mit Reis und gedünstetem Gemüse. Dazu eine Scheibe Brot (selbstgebacken natürlich).

Abends Ofengemüse mit besonders viel Rosmarin 😉 und selbstgemachtem Rote Bete Hummus.

Warme Mahlzeiten sind typisch für die ayurvedische Küche, denn sie sind schonender und besser für das Verdauungssystem.

Mein Fazit:

Ayurveda in den Alltag zu integrieren ist leichter als gedacht! Man kann ganz herrliche Gerichte kreieren, die sehr gesund sind, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen und Vitaminen versorgen und zudem noch wunderbar schmecken! Erlernte Rezepte können auch schnell verändert werden oder man kombiniert einfach immer wieder neu. Ein Apfelchutney schmeckt zB nicht nur zu Reis gut, sondern kann auch wunderbar als Beilage für das Ofengemüse dienen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. 😉

Die sechs Wochen haben mir geholfen, mich wieder viel bewusster mit meiner Ernährung und meinem Essverhalten auseinanderzusetzen. Ich habe mir mehr Zeit genommen, mein Essen zuzubereiten und habe auch achtsamer gegessen, ohne mich währenddessen von der medialen Welt ablenken zu lassen, wie es sonst so oft der Fall war.

Industriellen Zucker komplett aus dem Speiseplan zu streichen ist definitiv eine Herausforderung. Zumindest war es das für mich. Auch wenn es mir in der ersten Woche durch den Zuckerentzug viel schlechter ging als vorher, hat es sich absolut gelohnt, denn in der zweiten Woche ging es mir aufmal sooo gut! Ich hatte viel mehr Energie, bessere Laune und habe mich einfach gesünder gefühlt. Nach den 6 Wochen habe ich aber wieder zuckerhaltige Produkte gegessen. Eigentlich wollte ich nur eine kleine Ausnahme bei einem Familientreffen machen, bin dann aber „rückfällig“ geworden und esse aktuell immer noch zuckerhaltige Produkte. Bestimmt werde ich eine zuckerfreie Zeit wieder aufnehmen und vielleicht esse ich auch eines Tages gar keinen industriellen Zucker mehr, aber momentan befinde ich mich (noch) nicht an diesem Punkt. Man sollte nicht zu streng mit sich selbst sein. Es bringt nichts, wenn man versucht mit den Begriffen Verzicht, Verbot und Disziplin ans Ziel zu kommen, denn sonst kann es sein, dass man am Ende frustriert im Jojo-Effekt landet und das kanns nicht sein. Sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren und zwischendurch einen Cheat-Day einzulegen, finde ich vollkommen okay. Die Balance machts! Aber letztlich musst du selbst für dich deinen optimalen Weg finden. Wichtig ist, dass du dich dabei gut fühlst.

Ich esse aktuell nicht nur rein ayurvedisch, bin aber dabei geblieben, in erster Linie natürliche und frische Lebensmittel zu verwenden und viel selbst zu kochen. Beim Ayurveda ist es sehr wichtig, sich wieder mehr mit der Natur zu verbinden, denn wir sind ein Produkt aus der Natur und von ihr abhängig.

Ich kann dir nur empfehlen, die ayurvedische Ernährungsweise auszuprobieren! Wer mit Ayurveda anfangen möchte, sollte sich nicht zu viele Gedanken machen und einfach anfangen. Man kann natürlich ganz tief in das Thema eintauchen, aber gestalte deinen Einstieg nicht zu kompliziert, sonst fühlst du dich am Ende vielleicht überfordert und verlierst die Lust.

So schwierig und kompliziert ist das gar nicht, dafür umso interessanter! 😉

2 Kommentare

  1. Liebe Anna,
    das ist ein toller Testbericht.
    Vielen Dank, dass du so ehrlich über deine Erfahrungen schreibst. Es ist schön zu lesen, dass du auch aus reinem Interesse und ohne vorherige Berührungspunkte ausprobierst und einfach mal machst. Und im Nachhinein einige Aspekte weiterverfolgst und andere für dich entschleunigst und anpasst.
    Mach weiter so! 🙂

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